Zensur im Quarttiersbüro?: Stadt wollte Bild mit nackten Brüsten verbieten
DORTMUND Ist der gelbe Busen einer gemalten Tänzerin zumutbar für die Besucher und die Nachbarn des Quartiersbüros Borsigplatz? Zuerst entschied die Stadt: nein. Am Freitag überlegte sie es sich anders – allerdings erst auf Nachfrage unserer Redaktion.
"Die Spieluhr" von Franz Ott darf im Quartiersbüro Borsigplatz nicht gezeigt werden - wegen der barbusigen Tänzerin rechts. (Repro: Franz Ott)
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Der legt fest: Im Quartiersbüro darf nichts gezeigt werden, das „fremdenfeindlich, diskriminierend, pornografisch“ ist „oder in anderer Weise die Würde des Menschen verletzt“.
Quartiersbüro sagt nein
Das Quartiersbüro schrieb Franz Ott in einer E-Mail, die unserer Redaktion vorliegt: Das Bild mit dem Titel „Spieluhr“ darf nicht ausgestellt werden. Franz Ott schrieb zurück, diskutierte, aber das Quartiersbüro blieb hart. Ott beschwerte sich bei unserer Redaktion.
Auf unsere Nachfrage hin sagte Stadtsprecher Michael Meinders am Freitag: Das ist ein Missverständnis, ein Verbot gab es nie. Man habe Ott nur freundlich gefragt, ob dieses Bild wirklich so wichtig sei für die Ausstellung.
Zweiter Vorfall nach Februar
Pornografie sei Otts Bild natürlich nicht – die beginnt laut Definition bei erregten Geschlechtsteilen –, aber man wolle Rücksicht nehmen, zum Beispiel auf die Kunden des benachbarten Jobcenters, die nackte Busen möglicherweise anstößig finden.
Im Februar hatte das Quartiersbüro einen Teil der Ausstellung von Barbara Meisner einen Tag vor der Eröffnung zensiert. Meisner wollte einen Briefwechsel zwischen ihr und Oberbürgermeister Ullrich Sierau ausstellen, was dem Büro-Team unrecht erschien. Grund: Datenschutz.
Künstler ist zufrieden
Meisner hatte gegenüber unserer Redaktion angegeben, dem Quartiersbüro mehrfach erfolglos die Vorbesichtigung ihrer Werke angeboten zu haben. Möglich, dass die Stadt deswegen vor den Eröffnungen nun bewusst genauer hinschaut.
Franz Ott ist zufrieden, dass er sein Bild nun doch zeigen darf. Das Bild ist übrigens eine Metapher auf unsere Gesellschaft, die sich von der Nacktheit blenden lässt und nicht merkt, dass sie in ihren eigenen Untergang rennt.